Fern einer industriellen Anwendung haben wir einem Industrieroboter eine Stimme verliehen und auf die große Bühne gestellt.

In einem spannenden Projekt, mit dem Team des Schauspiel Leipzig und der Opernregisseurin Anna-Sophie Mahler entstand ein Musiktheater in Cyborg Manier…

Zum Stück:  Undine (UA)

Ein Musiktheaterprojekt von Anna-Sophie Mahler

Vom Menschen verraten, verlässt der Wassergeist Undine den Menschen und seine Welt. Undine geht zurück ins Wasser. Von dort aus rechnet sie ab und lässt Wellen und Fluten gegen die Erde und deren alte Ordnungsprinzipien anrollen. Dabei bleibt sie unberechenbar und taucht in unterschiedlichste Gestalten wieder auf: als Sirene, Wassergeist oder Nixe. Erzählungen, Opernstoffe und große Orchesterwerke tragen ihren Namen.

Mythen von Undinen und Meerjungfrauen spiegeln die Sehnsüchte des Menschen, mit der Natur und dem Wasser in Einklang zu leben. Doch das Wasser lässt sich nur bedingt bändigen, es bahnt sich seinen Weg.

Hausregisseurin Anna-Sophie Mahler und ihr Team begaben sich auf eine Recherchereise in Leipzigs Kanäle, Schleusen, Sümpfe und Auenwälder. Was sie beim Freilegen ihrer Undine fanden und musikalisch und theatral auf die Bühne bringen, ist die Erinnerung an das ungestüme Wasserwesen, die hybride Wasserfrau Undine.
Der Mythos schreibt sich fort, indem aktuelle und lokale Fragen der Umwelttechnik sowie der Cyborgisierung in seine Inszenierung aufgenommen werden. Wie steht es in unserer durchtechnisierten Umwelt um das Verhältnis zur Natur? Kann ein Zusammenspiel in Zukunft überhaupt noch gelingen?

Die Schauspiel- und Opernregisseurin Anna-Sophie Mahler inszeniert nach „Eriopis“ und „La Bohème. Träume // Leipzig“ zum dritten Mal am Schauspiel Leipzig. Ihre Theaterarbeiten zeichnen sich oft durch das Verweben von dokumentarischen Texten und Musik aus. Sie arbeitet sowohl an großen Schauspiel- und Opernhäusern, u. a. am Thalia Theater Hamburg oder der Deutschen Oper Berlin, als auch in der freien Szene mit ihrer Gruppe CapriConnection. Ihre Inszenierung „Mittelreich“ an den Münchner Kammerspielen wurde zum Theatertreffen 2016 nach Berlin eingeladen.

 

Quelle: https://www.schauspiel-leipzig.de/spielplan/a-z/undine/

Bilder: Rolf Arnold

Pressestimmen

LVZ
Leipziger Volkszeitung
„Aus Kreidestaub und komplexen Zusammenhängen, aus Maschinentanz und dem Geist eines Mythos erwächst ein erstaunlich sinnlicher und gedanklich höchst gradliniger Theaterabend voll illustrierender Musik, die Wasser hörbar macht, zauberhafter Bilder und öffnender Gedanken. Mit einer starken Sonja Isemer, so wandelbar wie Undine selbst. Mit dem Vocalkonsort Leipzig, der – wieder werden Grenzen der Gewohnheit überwunden – bewusst im Saal singt und nicht von der Bühne herab.“
MDR
Mitteldeutscher Rundfunk
Sonja Isemer hat hier ihre erste große Solorolle am Schauspiel Leipzig. Sie stellt uns eine Figur vor, die an die Erklärbarkeit und Logik der Dinge glaubt, aber bei ihrem Vortrag merkt, dass wir Adressaten nicht ganz mitkommen, dass es am Ende wohl auch alles gar nicht so funktioniert mit Logik und Mensch. Wie Isemer sich diesen Bogen mit nur drei Requisiten – Schuhen, Wasserglas und Kreide – erspielt, wie sie am Ende noch die Frisur verwuschelt, das Jackett beiseite wirft, das ist minimalistisch, aber auch präzise. Mit ihrem Untergang geht auch ein Weltbild unter, das die Geschäftsfrau im Hosenanzug verkörpert. Das alles schwingt hier mit. Eine schöne Glanzleistung! (...) Das ist Theater, aber nicht das klassisch unterhaltende, sondern eins, das lokale Themen diskursiv auf die Bühne und in die Diskussion bringt. Theater als ein Ort, um gesellschaftliche Themen zu verhandeln. Das klingt so banal wie es an der Zeit dafür ist. (...) Romantik ist hier kein Pflaster auf der Wunde, sondern ein Zeichen für den Verlust. Wenn der Roboterarm zur zweiten Strophe den Pianisten anleuchtet und ihn auffordert, mitzuspielen, und der dann die Akkorde zur Melodie anschlägt, dann ist das genau dieser Moment. Ein großartiges optisches und akustisches Bild, das uns nicht einlullen will! Ins Paradies gibt es keine Rückfahrkarte mehr. Das ist das Theater für eine neue Generation. Theater, wo – eingedenk Marthaler – ein Frauenchor auftritt, das Vocalconsort Leipzig, und traumhaft einen Sirenengesang von Debussy anstimmt, also etwas aus der Epoche des Impressionismus.
Nachtkritik
nachtkritik.de
„Es ist unheimliches Musik-Theater, das Anna-Sophie Mahler mit dieser ``Undine`` angerichtet hat. Mit klassischer Oper hat das nichts zu tun, sondern ist vielmehr der Versuch, Musiktheater in einer Zeit zu inszenieren, in der sie in ihrer klassischen Form verlebt ist. Mit Bildern wie dem Unterwasserreich, wo das Publikum von hinten vom Chor angerührt wird, gelingen ihr hoch emotional Momente. Wasser wird in der Musik lebendig.”